Die ursprünglich aus Südostasien stammende Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) wird seit Ende des 20. Jahrhunderts mit dem stetig zunehmenden internationalen Warenhandel weltweit verschleppt. Durch ihre Fähigkeit eine große Bandbreite natürlicher und künstlicher Wasseransammlungen zur Aufzucht ihrer Larven zu nutzen, kann sich die sehr anpassungsfähige Stechmückenart in neuen Gebieten schnell ansiedeln.
In Europa wurde die Asiatische Tigermücke 1990 in Italien eingeschleppt. Von hier aus breitete sich die Stechmückenart vor allem über den Personen- und Güterverkehr in weitere Länder aus und ist mittlerweile im Bereich des Mittelmeeres eine der häufigsten Stechmückenarten.
In Deutschland wurde die Asiatische Tigermücke das erste Mal im Jahr 2007 an einer Autobahnraststätte in Baden-Württemberg entdeckt, wohin sie sehr wahrscheinlich als „blinder Passagier“ mit dem Reiserückverkehr aus Italien gelangte.
Aufgrund des milden Klimas und der kurzen Einschleppungswege aus den großen Populationen in Südeuropa ist vor allem innerhalb der Oberrheinebene die Wahrscheinlichkeit am größten, dass es zur Ansiedelung und weiteren Ausbreitung der Stechmückenart in Deutschland kommt.
So wurde im Sommer 2015 in Freiburg (Breisgau) in einer Kleingartenanlage die erste größere Ansiedelung der Asiatischen Tigermücke in Deutschland gefunden. Schon Ende 2015 wurde in Heidelberg ein weiteres größeres Vorkommen der invasiven Stechmückenart entdeckt. Im Jahr 2016 wurde in Sinsheim eine weitere kleinere Ansiedelung der Asiatischen Tigermücke im Rhein-Neckar-Kreis entdeckt. Ebenso kam es im selben Jahr zu einer weiteren kleineren Ansiedelung im Stadtteil Rieselfeld in Freiburg.
Auch im Jahr 2017 wurden neue Populationen innerhalb der Oberrheinebene entdeckt. So wurden Ende des Sommers durch Tigermückenmeldungen aus Lörrach, Karlsruhe und aus einem neuen Gebiet in Heidelberg (Stadtteil Handschuhsheim) weitere Vorkommen der Stechmücke bestätigt. Auch in Freiburg konnten im September 2017 in weitere Stadtteilen (Industriegebiet Nord, Brühl-Beurbarung, Zähringen und Littenweiler) neue Vorkommen dieser Art dokumentiert werden.
Im Laufe des Jahres 2018 wurden weitere Populationen in Bad Bellingen, Neuenburg am Rhein, Achern und Germersheim entdeckt. Teilweise durch aktives Monitoring im Rahmen von Monitoringprogrammen, teilweise aber auch durch die Mitteilung von aufmerksamen Bürgern. In Freiburg konnte die Asiatische Tigermücke auf ca. 55ha ihres Verbreitungsgebiets eliminiert werden. Allerdings tauchten an anderen Stellen im Stadtgebiet neue Populationen auf, die allesamt von Bürgern entdeckt und gemeldet worden waren (Haslach, Stühlinger, Rieselfeld, Zähringen, Herdern). Dieses ist nicht zuletzt auf die zunehmende Sensibilität der Bevölkerung für dieses Thema zurückzuführen. Die Population in Sinsheim konnte vollständig ausgelöscht werden.
Die Asiatische Tigermücke ist in den letzten Jahren verstärkt in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Zum einen schränkt die Art durch ihr auch am hellen Tage sehr aggressives und ausdauerndes Stechverhalten die Lebensqualität ganz erheblich ein. Zum anderen besitzt sie auch die Fähigkeit, verschiedene für den Menschen relevante Krankheitserreger zu übertragen. Die Wahrscheinlichkeit, sich in Deutschland durch Stiche der Asiatischen Tigermücke mit einer dieser Krankheiten anzustecken ist derzeit noch sehr gering. Allerdings ist dies leider nicht ganz auszuschließen und die Wahrscheinlichkeit steigt, je wärmer die Sommermonate und je größer die Ansiedelungen der Asiatischen Tigermücke werden.
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